Univ.Prof. Dr. Renée Schroeder

Mikrobiologin, Genetikerin

Eine der zahlreichen Wissenschafterinnen des Jahres auf unserer Liste. Renée Schroeder spricht über Ethik und Medizin, ihre Fachgebiete Mikrobiologie, Biochemie und Genetik und über aktuelle Themen wie die Barrieren für Frauen in der Forschung und die Versäumnisse der Hochschulpolitik.

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Renée Schroeder ist eine der wenigen österreichischen Paradewissenschafterinnen mit Renommée in der internationalen Fachwelt. Das liegt auch daran, dass österreichische Universitäten noch immer Männer-dominiert sind und Frauen es wesentlich schwerer haben, wissenschaftliche Karrieren zu machen und in den Hochschul-Hierarchien aufzusteigen. Eine gläserne Decke, die Renee Schroeder ärgert und gegen die sie ankämpft: Sie gründete das Netzwerk „Women in Science and Education“, fördert Frauen mit einem universitären Mentoring-Programm und muss dabei immer wieder die Widerstände „zu vieler mittelmäßiger Professoren“ überwinden. „Erstklassige Leute berufen Erstklassige“, sagt sie zur männlichen Besetzungspolitik, „Zweitklassige berufen Drittklassige“.
An der in Brasilien geborenen Tochter Luxemburger Eltern führte trotzdem kein Weg vorbei. Sie studierte Biochemie in Wien, Frankreich und den USA („Dort sah ich, wie toll es sein kann, Frau in der Wissenschaft zu sein“), wurde 1995 Professorin am Institut für Mikrobiologie und Genetik der Uni Wien und ist jetzt Universitätsprofessorin für Biochemie der Max Perutz Laboratories, einem Joint Venture der Uni Wien und der Medizin Uni Wien am Campus Vienna Biocenter. Spezialgebiet und Forschungsschwerpunkt Schroeders ist die Ribonukleinsäure – „das Molekül des Lebens“ - und hier ist das Biocenter auf dem Weg zu einem weltweiten RNA-Zentrum. „Sie hat das moderne Verständnis der Ribonukleinsäure in entscheidenden Punkten mitgeprägt“ hieß es, als Renée Schroeder 2002 österreichische Wissenschafterin des Jahres wurde und 2003 die höchste Forschungs-Auszeichnung erhielt, den mit 1,5 Millionen Euro dotierten Wittgensteinpreis – mit dem Geld stellt sie junge WissenschafterInnen an. Sie ist Vizepräsidentin des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, Mitglied der European Molecular Biology Organization und auch der Bioethik-Kommission der Bundesregierung, einem Beratergremium zu heiklen Themen wie Sterbehilfe, Pränataldiagnostik oder Gentherapie.
Schroeder scheut über die feministische Front hinaus keine öffentlichen Kontroversen, etwa, als sie die Anti-Gentechnik-Kampagne von Greenpeace als „Panikmache“ und „Volksverblödung“ kritisierte. Gentechnik kann „unendlich viele Dinge“ bringen, sagt Schroeder, „neue Rohstoffe, Medikamente und Impfstoffe, neue Lebensmittel, die vielleicht noch wesentlich besser sind als konventionelle Produkte.“ Auch in der Darwin-Debatte rund um das „Intelligente Design“ der Schöpfung vereidigt sie die Evolutionstheorie. „Meine Überzeugung ist, dass nicht die Menschen von Göttern geschaffen wurden, sondern die Götter von Menschen.“ Und an die Adresse von Kardinal Christoph Schönborn meinte sie: „Wenn sich jemand nicht an wissenschaftliche Methoden halten muss, ist es halt schwer, ihm mit wissenschaftlichen Argumenten zu begegnen.“

Themengebiete

Ethik und Gesellschaft, Gesundheit, Wissenschaft und Zukunft

Sprachen

Deutsch, Englisch

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