Dr. Ursula Plassnik

Ehemalige österreichische Außenministerin und Botschafterin

Vielsprachig, eloquent, erfahren, mutig und eine große Netzwerkerin: Dieses Profil charakterisiert die politische Karriere der leidenschaftlichen Außenpolitikerin Ursula Plassnik. Die Diplomatin war von 2004 bis 2008 Außenminister in der Regierung Schüssel und zuvor die Kabinettschefin des Bundeskanzlers. Von den EU-Sanktionen über die Türkei-Debatte bis zum Streit um österreichische Volksabstimmungen über europäische Themen hatte Plassnik ziemlich lebhafte Zeiten zwischen Ballhausplatz und Brüssel. Bis 2021 war Plassnik zehn Jahre Botschafterin Österreichs beim Nachbarn Schweiz und in Frankreich. Als Referentin ist sie in allen aktuellen Fragen der internationalen Beziehungen zu Hause – bis hin zu den globalen Verwerfungen durch Putins Ukraine- Aggression.

Lesen Sie mehr

Im EU-kritischen Österreich als glühende Europäerin das Popularitäts-Ranking der Regierungs-Politiker anzuführen: Diese bemerkenswerte Akzeptanz hatte Ursula Plassnik in ihren vier Jahren als Außenministerin, obwohl die Diplomatin durchaus auch undiplomatisch direkt sein kann, wenn es um die Verteidigung der europäischen Idee geht. Unermüdlich warb und wirbt sie für den Einigungsprozess des Alten Kontinents. „Jede Generation und jedes Land muss dieses Europa für sich neu begründen, muss den europäischen Traum sich selbst und den anderen neu erklären“, sagt Ursula Plassnik.

„Europa ist Erbe und Auftrag, Mythos und Hoffnung zugleich. Den Frieden bewahren und den Wohlstand mehren, hinter diesem großen Anspruch steht zähe Arbeit.“ Arbeit, die auf EU-Ebene nicht selten auch kontroversiell sein konnte. Etwa in der Türkei-Frage, als Plassnik ebenso beharrlich wie einsam das Kriterium der Aufnahmefähigkeit der Union in die Brüsseler Verhandlungs-Position hineinreklamierte. „Die Türkei-Verhandlungen sind kein Förderband ohne Stop-Taste“, formulierte sie und in der türkischen Presse war sie dafür „190 Zentimeter blonder Eigensinn.“

Die Ex-Chefin des Außenamtes scheute sich auch nicht, in einen heftigen Schlagabtausch mit der mächtigen Kronenzeitung über eine EU-Volksabstimmung zum Reformvertrag zu gehen. „Die Politik darf dem Boulevard nicht das Feld überlassen“, sagte sie. „Sie kann aber auch nicht eine Art Gegen-Boulevard aufziehen“. Damit war der zweideutige Koalitions-Kompromiss nach dem SPÖ-Brief an die „Krone“ gemeint, der sie veranlasste, die Einladung, Außenministerin zu bleiben, abzulehnen.

Ursula Plassnik – aus Kärnten stammende Juristin – hatte Erfahrungen in der KSZE, der EFTA, dem Europarat und dem Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten gesammelt, ehe sie 1997 von Vizekanzler Wolfgang Schüssel zur Leiterin seines Kabinetts gemacht wurde. Sieben Jahre später wurde sie Nachfolgerin der in die EU-Kommission gewechselten Außenministerin Benita Ferrero-Waldner. Sie hat einen ausgezeichneten internationalen Ruf, vertrat österreichische und europäische Interessen in allen großen Gremien und baute – nicht zuletzt in Frauen-Fragen – effiziente internationale Netzwerke auf.

Trotz überwältigender Zustimmung unter den Mitgliedsstaaten der OSZE blockierte 2011 die Türkei Plassniks Avancement zur Generalsekretärin dieser Organisation durch ein Veto. Plassnik legte Ihr Nationalratsmandat zurück und wurde zunächst Botschafterin in Paris und bis 2021 in Bern.

Themengebiete

Europa, Politik

Sprachen

Deutsch, Englisch, Französisch

zurück